Jan Jelinek:
Überwachung - in drei Episoden

Jan Jelinek: Überwachung - in drei Episoden (1st episode - excerpt), 2022

Jan Jelinek:
Überwachung - in drei Episoden

Produced for German SWR2. First broadcast: 12.2.2022. Length: 40:25. Concept, composition and realisation: Jan Jelinek. Stream (until August 12th 2023): here. Überwachung - in drei Episoden was awarded the Karl Sczuka Preis in 2022 and supported by Recherchestipendium für Ernste Musik und Klangkunst.

On Überwachung - in drei Episoden (Surveillance - in three episodes): Each of the piece’s three episodes presents a historical system of surveillance or early-warning. What they all have in common is their link to their immediate surroundings, either being shaped by the architecture in which they are installed or having influenced the design of an architecture optimized for their functioning. Though no longer operational, they are all publically accessible, acoustically activated by visitors: groups of tourists pushing their way through narrow passageways, playfully triggering warning signals; schoolchildren whistling and clapping as they guide each other through cavernous spaces. By installing microphones to record these places, the radio play not only performs the role of a sound cartographer, but also that of a sociological observer: we hear the specific quality of these places, but also the reactions of those who visit them.

 

1. Episode: Orecchio di Dionisio

This limestone cave in the Sicilian town of Syracuse has exceptional acoustics: a person standing at the cave entrance can hear every word whispered deep down inside it. According to the painter Michelangelo da Caravaggio, the tyrant Dionysius I imprisoned his political prisoners in the cave, exploiting its acoustics to spy on them.


2. Episode: Uguisubari

Uguisubari are sound-making floorboards in Japanese temple and castle complexes. In the Edo period, the “nightingale floor” (literal translation of uguisubari) was a popular acoustic warning system: when someone stepped onto the boards, nails would rub against metal clamps beneath the floor, creating a tell-tale squeaky sound that resembled the chirping of the Japanese nightingale.

 

3. Episode: Sound Mirrors

Sound mirrors are an early form of parabolic microphone, built on the south coast of England in the 1920s. These Brutalist-looking concrete structures are shaped like parabolic mirrors, measuring up 70 metres across. They were used for the acoustic detection of airships and planes. Unable to record in England due to the COVID19 lockdown, the author used sounds from YouTube films in which visitors explore the sound mirrors and/or document them using drones.


4. Supplement to Uguisubari



Richard N. Scarth: Echoes from the Sky, 2017


deutsch:

Das Radiostück Überwachung - in drei Episoden wurde für den Südwestrundfunk produziert und hat eine Spieldauer von 40:25 Minuten. Erstsendung: 12.2.2022. Konzept, Komposition und Realisation: Jan Jelinek. Stream (bis 12. August 2023): hier. Überwachung - in drei Episoden wurde 2022 mit dem Karl-Sczuka Preis ausgezeichnet und gefördert durch das Recherchestipendium für Ernste Musik und Klangkunst.
 
In drei Episoden wird jeweils ein historisches Abhör-/Warnsystem vorgestellt. Allen gemeinsam ist ihre lokale Gebundenheit: Sie sind geprägt von der Architektur ihres Standorts oder prägten ihrerseits eine für ihre Funktion optimierte Architektur. Sie alle sind außer Betrieb, dennoch öffentlich zugänglich und werden akustisch von ihren Besuchern gestaltet: Reisegruppen, die sich durch schmale Gänge zwängen und Warnsignale spielerisch heraufbeschwören; Schulklassen, die sich pfeifend und klatschend durch große Hallräume lotsen. Indem das Hörstück diese Orte mikrofoniert und aufzeichnet, übernimmt es nicht nur die Rolle des klanglichen Kartographen, sondern auch die des soziologischen Beobachters: Zu hören ist die Eigenheit der Orte, aber auch die Reaktion ihrer Besucher.

 

1. Episode: Orecchio di Dionisio

Die in der Antike angelegte Kalksteinhöhle in der Sizilianischen Stadt Syrakus verfügt über eine außergewöhnliche Akustik: Ein tief in der Höhle geflüstertes Wort wird am Höhleneingang verstanden. Der Maler Michelangelo da Caravaggio berichtet, dass der Tyrann Dionysios I. hier seine politischen Gefangenen einkerkern ließ, um sie mit Hilfe der Höhlenakustik abhören zu können.  
 

2. Episode: Uguisubari

Uguuisubari sind klingende Dielenböden in japanischen Tempel- und Burganlagen. In der Edo Zeit war der Nachtigallboden (wörtliche Übersetzung) ein weit verbreitetes akustisches Warnsystem: Beim Betreten der Dielen rieben Dielennägel an Metallklammern, die auf der Unterseite des Bodens montiert waren. Es entstand ein verräterisch-quietschendes Geräusch, das dem Zirpen der Japanischen Nachtigall ähnelte.
 

3. Episode: Sound Mirrors 

Sound Mirrors sind eine frühe Form von Hohlspiegelmikrofonen, die in den 1920er Jahren an der Südenglischen Küste konstruiert worden sind. Die brutalistisch-anmutenden Betonbauten haben die Form von Parabolspiegeln und sind bis zu 70 Meter breit. Sie dienten zur akustischen Erspähung von Luftschiffen und Flugzeugen. Bedingt durch den Covid-Lockdown, konnte der Autor vor Ort nicht aufnehmen – als Klangdokumente wurden Youtube-Filme genutzt, in welchen Besucher die Sound Mirrors begehen und/oder mit Drohnen erkunden.
 

4. Nachtrag zu Uguisubari